Freitag, 16. Oktober 2009

Der Glumpf (Teil 1)

Schlibberschlabbersabberlatz!
Alberts Schwester isst Spinatz.
Annabell ist erst halb 2
und noch nicht geschickt dabei...
Löffeln, Schaufeln, Zielen Üben -
Albert kann´s schon. Er ist 7.

Doch sein Schwesterchen noch nicht.
Schnell den Regenmantel dicht!
Taucherbrille liegt bereit.
Albert grinst. Er weiß Bescheid!

Und ihr Löffel taucht tief ein,
holt sich grün pürierten Schleim.
Balanciert dann sehr riskant
ohne Netz zum Tellerrand.
Fast im Mund...hurra! - Hatschiiiiii!
Papas Hemd hat nun Esprit.

Mama tut, als ob nichts wär.
„Bitte Salz!“
„Hier.“
„Danke sehr.“
Papa seufzt, doch nur ganz sacht.
Löffelt weiter mit Bedacht.
Während Annabell erkundet,
ob Spinat auch Nasen mundet.

Vor ihr auf dem Tisch: ein Sumpf.
Darin lauert fies ein Glumpf!
Schon ist Albert auf der Spur
nach der seltnen Kreatur
und beginnt sich auszumalen
Spurensuche, Glumpfe-Fallen.

Tief im Geiste hört er schon
Glumpfgeschlurfe. Oh, welch Ton!
Schmatzend, schleifend, wie voll Schlamm.
Albert wird’s ein wenig klamm.

Rasche Hilfe muss jetzt her!
Dem Erfinder fällts nicht schwer...
Schleuderlöffelbrotteigbälle,
schnell gemacht - für alle Fälle!
Falls ein Glumpf dem Sumpf entfleucht
und bedrohlich näher kreucht.

Hat sich da nicht was bewegt?
Schnell die Kugel aufgelegt!
Gut gezielt und „Feuer los!“
Im Spinat landet ein Kloß.

Albert triumphiert erregt.
Nichts am Tisch sich mehr bewegt...

Unfair und nicht wirklich nett
schickt man ihn heut früh zu Bett.


.glumpfgedicht/spinatgedicht von: die amelie ´ 08

Rosalinds Explosee (ein Hexe Rosalind-Gedicht)


Es war einer jener Tage, wo man besser gar nichts tut.
Denn wenn man dann doch was anfängt, wird das meistens gar nicht gut.
Rosalind bei sich zuhause, tief unter dem Eichenstamm,
machte grad vom Putzen Pause (und die Pause war recht lang).

All das Kehren, Wischen, Bücken war beschwerlich und auch fad.
Gut, dass sie beim Töpferücken allerlei gefunden hat:
Hier! - ein Pulver, fein und grau! Nicht beschriftet ist das Glas.
Daher weiß man nicht genau: wofür eignet sich denn das?

Dort - ein Bündel alte Gräser! Trocken, knisternd und ganz fahl.
Reingestopft in leere Gläser, dann vergessen im Regal.
Weiters, an ganz andrer Stelle, halb verborgen hinter Ruß,
zeigt sich abgewischt die helle Schale einer braunen Nuss.

In einer verbeulten Dose, winzig klein und ganz verhutzelt,
ähnelt Dornen einer Rose, was zu lang am Herd gebrutzelt.
Und zu guter letzt, - herrjeh! - kehrt sie unterm Schrank hervor
von 'nem Frosch den großen Zeh und ein Fledermäuschenohr.

All die so gefundnen Schätze hat zur Seite sie gelegt.
Sauber sind nun jene Plätze, wo zuvor sich Lurch geregt.
Nun als Nächstes wäre dran: Bettwäsche und Schürzen Bügeln.
Rosalind macht sich daran, ihre Arbeitswut zu zügeln.

Viel viel lieber will sie forschen, ob mit den gefundnen Sachen
in der Eiche, der ganz morschen, sie ein Zauberwerk könnt machen.
Bügeln wird also verschoben, Rosalind zischt in die Küche.
Zauberhirngespinstverwoben spinnt sie neue Hexensprüche.

Das, was noch nicht klein genug, wird im Mörser fein zermahlen.
In der Luft hängt Zauberspuk, leises Murmeln vieler Zahlen.
Ach, hätt unsre Rosalind nur geahnt, was sie nicht konnte,
nämlich dass nicht Dornen sind, was so scheint als dörr-gesonnte!

Nein! Was sie hier ahnungslos mitsamt großem Zeh und Nuss
reibt mit jedem Mörserstoß: Krallen sind's vom Kröchzelfuß!
Dabei weiß doch jedes Kind, das schon einen Kröchzel traf,
wie gefährlich diese sind! Rosalind, du dummes Schaf!

Kröchzelkrallen, die erhitzt, knistern, knallen und verpuffen!
Rosalind hat das verschwitzt. Könnten wir ihr's bloß zurufen!
Doch wir wissen: keine Chance! Rosalind macht munter weiter.
Konzentriert, fast wie in Trance, steigt sie nun auf ihre Leiter,

um vom obersten Regal jenen Glaskolben zu holen
und auch jene schön spiral-förmig schlingenden Phiolen,
welche man auf ein Gestell über eine Flamme setzt.
Feuerstein geholt noch schnell! Rosalind will's wissen jetzt!

Du und ich, wir sind gescheiter, halten Ohrn und Augen zu.
Eifrig macht die Hexe weiter, fügt der Mischung Wasser zu.
Dann wird, ritsch-ratsch!, Stein gewetzt, Funken fliegen in das Reisig.
Wartend, was geschehn mag jetzt, zählt sie langsam „zwanzig, dreißig...“

RUMMS! KRACH! KLIRR! erfülln die Küche. Irgendwo macht etwas ZISCH!
Schlimmste Rauchrußbrandgerüche steigen auf vom Arbeitstisch.
Alles pofelt, wölkt und pfaucht! Autsch! Da ist der Kopf gestoßen!
Bis das Feuer ausgeraucht, sieht man mit dem Aug, dem bloßen

keinen Millimeter weit. Viel zu dick sind Qualm und Ruß.
Während qualvoll banger Zeit stößt sie sich auch noch den Fuß.
Erst als sich der Staub gelegt und die letzten Schwaden fort,
ist, wo eben noch gefegt, sauber auch kein einzger Ort!

Schwarz sind Wände, Tisch und Decke, und auch Rosalinds Gesicht.
Das ansonsten fröhlich kecke Lächeln sieht man darin nicht.
Ach, am liebsten würd sie heulen, gar nichts ist hier nicht beschmutzt!
Hämisch huuhen ferne Eulen. Alles gehört neu geputzt!

Erste, dicke Tränen fallen. Rosalind schnieft leis „ach nee!“
Muss gar teuer jetzt bezahlen für ihr Forschungs-ExpLosee.




.hexengedicht/zaubergedicht von: die amelie ´ 09
.bild: detail aus "Il laboratorio dell' Alchimista" von Giovanni Stradano (1523-1605)

Windes Schlaflied


Sei still, mein Kind,
und lausch dem Wind,
der wispert, raunt
und rauscht geschwind
ums Haus, mit Saus
und mit
Geheul und viel Gebraus.

Hör zu, wie's klopft
und regentropft
auf Dach und First
über dem Kopf.
Bett´ gut zur Ruh´
dich hin
und mach die Äuglein zu.

Lass wiegen dich
in festen Schlummer
von Windes Klang,
der jeden Kummer
mit sich nimmt im Nu.

Drum sei nicht bang:
's ist die Natur,
und Teil davon, mein Kind, bist DU.



.schlafgedicht/windgedicht von: die amelie ´ 09
.bild: Gerhard Wilhelm von Reutern, 1843

Der Drachenzahn (ein Pantum)


Der Drachenzahn blinkt hell und magisch
im Maul des Drachen Gwendelur
und viel zu oft endet es tragisch,
folgt man der Drachentatzen Spur.

Im Maul des Drachen Gwendelur
landet so mancher Held als Fressen,
folgt man der Drachentatzen Spur
die dorthin führt, wo er gesessen.

Landet so mancher Held als Fressen,
der folgte Gwendelurens Fährte,
die dorthin führt, wo er gesessen,
im Drachenmagen mitsamt Schwerte.

Der folgte Gwendelurens Fährte,
verschwand für immer und auf ewig
im Drachenmagen mitsamt Schwerte,
floh er zu langsam und behäbig.

Verschwand für immer und auf ewig,
- das Schicksal ist wohl zu beklagen!-
floh er zu langsam und behäbig.
Davon künden die Heldensagen.

Das Schicksal ist wohl zu beklagen
und viel zu oft endet es tragisch.
Davon künden die Heldensagen:
der Drachenzahn blinkt hell und magisch.



.drachengedicht/heldengedicht von: die amelie ´09
.illustration: Arthur Rackham (1867 - 1939), für Richard Wagners "Siegfried".



Wie du vielleicht bemerkt hast, ist so ein "Pantum" ein Gedicht, das ganz genauen, ziemlich verzwickten Regeln folgt. Eigentlich kommt das Pantum, oder Pantun, wie man es auch nennen kann, aus Indonesien und ist dort ein Lied. Daher auch die vielen Wiederholungen von einzelnen Zeilen aus der jeweils vorigen Strophe in der jeweils nächsten in einer ganz bestimmten Reihenfolge . Und am Ende muss alles nochmal in der letzten Strophe einen Sinn machen. Ganz schön haarig, find ich.

Dein Bert.

Hexenkessel-Wett-Gebrodel (noch ein Hexe-Rosalind-Gedicht)


Fledermaus und Drachenzahn,
Krötenwisch und Spinnenwahn!
Heute Nacht wird wett-gebraut!
Kessel werden aufgebaut.

Krause Nägel krallen fest,
was sich rasch ergreifen lässt.
Käferbeinchen strampeln leer,
fühlen keinen Boden mehr.

Kräutlein, Schleime, Eberborsten,
Wein dazu, um nicht zu dorsten!
Alles in den Topf gestopft,
grobgemörsert, weichgeklopft.

Umgerührt und brei-gestampft,
Allerlei aus Deckeln dampft.
Blubberstank und Wildgekicher,
Hexenzank, ganz widerlicher!
Jede will die beste sein!
Kocht den Hexenmeister ein.

Dieser jedoch, ungerührt,
hat mit Vorsicht ausprobiert,
ob die Tränke denn auch wirken.
Nebel schleicht sich zwischen Birken
und der Vollmond lichtert blass.

Erster Preis: ein Tintenfass!
(um zu schreiben unsichtbar -
nicht in Blau, das ist wohl klar...)
Und ein Uhu huhuht fern.

Wer gewinnt, wüsstest du gern?

Nun, es wurd gar kompliziert
zur Gewinnerin gekürt
Hexe Rosalind Moosmauer
mit dem Trunk „Giftpilz süßsauer“,
welcher Mägen aller Art
vor verwegnem Regen wahrt.
Was den Meister lang schon quält,
weshalb er – klaro! – diesen wählt.

Und die Nacht neigt sich dem Ende,
Rosalind reibt sich die Hände.
Manche freun sich, andre grummeln.
Langsam sie sich heimwärts tummeln.
Bald schon ist der Spuk vorbei.

Und der Uhu legt kein Ei.










.hexengedicht/zaubertrankgedicht von: die amelie ´ 08
.druckgrafik: John Gilbert (1817-1897)

Märchenschätze




ärchenschätze


Gruselwuselgeister hauchen,
Hexenmeisterpfeifen schmauchen,
Drachenmäuler zahnvoll fauchen,
Zwergenhäuserschlote rauchen.

Schlangenzungen lispeln, zischen,
Krötenbeute will entwischen
und tief unten bei den Fischen
ruht das Nixengold in Nischen.

Wassermänner horten Schätze,
Elfen kennen stille Plätze,
Zauberlehrlingshosenmätze
lernen brav Beschwörungssätze.

Wald und Moor und Moos und Heide
und die alte Trauerweide
bergen Märchenschatzgeschmeide
voller Fantasie und Freude!








.text: die amelie ´ 08
.illustrationen: Einband eines Märchenbuchs mit Illustrationen von Carl Offterdinger und Heinrich Leutemann. Ende des 19 Jh.
.initiale: Andrew Coffee, 1892

Unter der Eiche (ein Hexe-Rosalind-Gedicht)


Tief unter der hohlen Eiche
wohnt die Hexe Rosalind
tagunter im Wurzelreiche,
wo die Hexenhöhlen sind.

Oft schon gingst du dran vorbei,
hast den Eingang dort gesehen.
Fragtest stets dich, wie 's wohl sei
einfach mal hinein zu gehen...

Trittst ein in den morschen Stamm,
steigst die Wendeltreppe runter -
feuchtkalt, modrig, steil und klamm!
Gänsehaut kriecht's Bein hinunter.

Fern kannst du schon Klappern hören,
Blubbern, Knistern, Feuerknacken,
leises Murmelzauberschwören,
„Zack!“ vom Krötenbein-Abhacken.

Feuerschein tanzt über Wände,
Gläser drängeln in Regalen.
Flammenspiel vermag behände
Schattenreigens Bild zu malen.

Zögernd lugst du um die Ecken
bang vor dem, was dort könnt' lauern.
Wo mag nur die Hexe stecken?
Neugier kämpft gegen Erschauern.

„Tee und Kuchen?“ - ach, du Schreck!
rutscht das Herz dir in die Hose.
Keck lugt Rosalind ums Eck,
in der Hand die Zuckerdose.

„Gern..äh...danke...guten Tag“
stotterst du noch ganz erschrocken.
Dass 'ne Hexe Süßes mag,
haut dich nun doch aus den Socken.

Neugierig seht ihr euch an,
stumm erforscht man sich im Blick,
voneinander angetan
gibt es nun auch kein Zurück.

„Rosalind Moosmauer heiß' ich“
bricht die Hexe nun das Schweigen.
„und ich bin schon hundertdreißig!
Soll ich dir ein Kunststück zeigen?“

Emsig huscht sie auch schon los,
lässt dich dort verdattert stehen.
's scheint, als fänd sie ganz famos,
dich als Gast bei ihr zu sehen.

Schwupp – da ist sie schon zurück!
Seligst breites Zahnlochgrinsen.
Präsentiert ihr Zauberstück,
doch das geht glatt in die Binsen!

„Mist! Da muss ich wohl noch üben!“
Rosalind muss selber lachen.
„Dreimal Dreck und rote Rüben!
Huch, ich wollt ja Tee noch machen...“

Es ist nicht zu übersehen,
dass sie schrecklich schusslig ist.
Ach, ihr werdet euch verstehen,
weil du selbst genauso bist.

Doch der sicherste Beweis,
dass ihr füreinand gemacht,
ist, dass ihr beide habt leis
euch mit Zahnloch angelacht!

So viel gibt es zu entdecken,
voneinander zu erfahren!
Freundschaft, süßer als Zimtschnecken,
wert, sie ewig zu bewahren!

So hat sich dein Mut gelohnt,
Neuland tapfer zu erforschen:
eine neue Freundin wohnt
in der Eiche, der ganz morschen.



.hexengedicht/freundschaftsgedicht von: die amelie ´ 08
.bild: 'The Old Selly-Oak Tree' by W. Stone (dated 1897)

Zwei Könige


Einst in einer Sternennacht,
tief in einem Märchenwald,
trafen sich in Prunk und Pracht
König Knuth und Theobald.

Beide suchten nach dem Stein,
welcher Weisheit soll verleihen.
's hieß, er würd zu finden sein
"dort, wo man sich kann verzeihen".

Lange hielt man für Legende,
was man von dem Ort erzählt.
Kunde war's, dass man ihn fände
nicht in der bekannten Welt.

Winzig zwar, doch in sich ganz,
wär zu finden er allein
wo nicht zählten Ruhm und Glanz,
sondern Herzen, gut und rein.

Beide Herrscher suchten lange,
sandten viele Ritter aus.
Wartend, grübelnd und auch bange
thronten sie allein zuhaus.

Was die Könige nicht wussten,
weshalb keiner ihn entdeckte,
dass sie selbst erst finden mussten,
was ganz tief in ihnen steckte.

Denn – das solltest du noch wissen -
beide war`n einander Freund,
bis der Neid sie einst zerrissen
mitsamt dem, was sie vereint.

Es gab Streit, manch böses Wort,
nur noch Zank und kein Verstehen.
Ewigwährend, immerfort,
wollten sich nie wiedersehen.

Keiner konnte es bekennen,
als den andern er schon misste,
längst nicht mehr den Grund benennen,
der die Freundschaft einst vermieste.

Ritter kehrten heim verzagt,
konnten Misserfolg nur melden,
hatten alle viel gewagt,
keiner wurd zu einem Helden.

Jahre zogen so ins Land,
die zwei Könige ergrauten.
Immer noch lag unerkannt
jenes Land, das sie nicht schauten.

Leer war´n beider Königreiche,
einsam, kalt, trotz aller Pracht.
Dass die Hand man sich noch reiche,
dieser Wunsch war leis erwacht

nun in Knuth und Theobald.
Und sie trafen sich zur Nacht
mitten in dem finstren Wald,
sanft erhellt von Sternenpracht.

„Liebster Freund“ so sprachen beide
just im selben Augenblick
„dich zu sehn ist große Freude!
Komm, wir blicken nicht zurück!

Lass den Streit uns nun begraben,
welcher uns so lang entzweit.
Will deine Vergebung haben,
bin zur Buße gern bereit!“

Freunde finden sich im Blick.
doch als sie die Hände reichen,
funkelts hell wie Zauberstück
und es rauscht im Rund der Eichen.

Dort wo ihre Fingerspitzen
zur Versöhnung sich begegnen,
scheints wie Zauberkerzenspritzen
helles Sternenlicht zu regnen.

Und sie seh´n mit Staunen zu,
wie in ihrer beider Hände
wächst und klarer wird im Nu
Zauberminiaturgelände.

Dort, in winzig tiefer Schlucht
ruht ein Stein, umringt von Bäumen.
Jener, den sie so gesucht!
Beide bangen, dass sie träumen

bloß, was sie hier vor sich sehn.
Was sie glaubten nie zu finden,
konnte doch nur dort entstehn,
wo sich Freunde neu verbinden.


.märchengedicht/freundschaftsgedicht von: die amelie`08
.illustration: Mikalojus Ciurlionis (1904-1905)

Unter der Kastanie









Einst in einem Märchenwald
stand ganz knorrig, groß und mächtig
ein Kastanienbaum gar alt,
seine Krone weit und prächtig.

Vieles schon hat er gesehen
und so manches auch erlebt.
Musst schon hundert Jahr dort stehen.
Hat kein einz'ges Mal gebebt.

Unter seiner breiten Krone
schützend grünem Blätterdach
schirmt vor Regen er und Sonne.
Nah tönt rauschend kühl ein Bach.

Dieses war der liebste Ort
der Prinzessin Ann-Kathrein.
Oft lief aus dem Schloss sie fort
um ein Weilchen hier zu sein.

Und obwohl sie einst verlor
hier ein Kästchen voller Schätze,
steigt noch immer sie empor
zu dem schönsten aller Plätze.

Denn wenn lang genug sie schwieg
und dem Bächleinglucksen lauschte,
kam es vor, dass Nebel stieg,
welcher sacht und weich sich bauschte.

Heute hält sie plötzlich still,
denn auf einmal kann sie sehen,
wie gehüllt in Nebeltüll
sich hervorwagen die Feen.

Langsam erst und noch verzagt,
doch als klar, dass nichts gefährlich,
bald von Übermut geplagt
tanzen, singen sie gar herrlich.

Wunderhübsch, so sieht das aus,
wie in ihren Glitzerkleidern
sie sich drehn in Saus und Braus.
„Wer mag solche Roben schneidern?“

frägt sich Ann-Kathrein und schweigt,
hält ganz still um nicht zu stören.
Ihren Kopf sacht schief geneigt
um die Melodie zu hören,

die zum Plätschergluckerklang
fein in Bächleins Lied verwoben
nun ertönt wie Vogelsang.
Da! Ein „Knack!“ - schon sind zerstoben

alle tief ins Unterholz,
die doch eben noch getanzt
und gesungen voller Stolz.
Leer liegt nun die Lichtung ganz.

Ann-Kathrein reibt sich die Augen.
Viel zu rasch ist das geschehn.
Ist nicht sicher, ob sie glauben
kann, was sie grad noch gesehn.

Sehnt zurück so sehr den Reigen
all der zarten Elfenwesen.
Tränchen in die Augen steigen,
weil es gar so schön gewesen.

Doch da tritt in dem Moment
aus dem Unterholz ein Fuchs.
Humpelt, wie sie gleich erkennt,
hat wohl Schmerzen vorn am Fuß.

Direkt kommt er auf sie zu,
Ann-Kathrein wagt kaum zu atmen,
mustert sie in aller Ruh,
scheint auf Reaktion zu warten.

„Du warst das im Unterholz,
der die Feen hat verscheucht!“
spricht sie voller Mut und Stolz
„und hast Schmerzen, wie mich deucht.“

Langsam, um ihn nicht zu schrecken,
hebt den Finger sie und zeigt
auf die Pfote, in der stecken
Dornen, wohl vom Rosenzweig.

„Ach, du armer, lass mich helfen!“
bittet sie ganz leis und sacht.
Längst vergessen sind die Elfen.
Kurz darauf ist es vollbracht:

dicke Stacheln, gleich drei Stück!,
hat behutsam sie gezogen
zu des Fuchses großem Glück,
welcher ihr nun sehr gewogen.

„Holde Maid, ich danke dir!“
wispert rau und leis der Fuchs.
„Sei so lieb und warte hier“
spricht er und entschwindet flugs.

Ann-Kathrein kann's gar nicht fassen,
was ihr hier grad widerfährt.
Will sich überraschen lassen,
wartet nun, wie sich's gehört.

Bald schon ist der Fuchs zurück,
zerrt ein Säcklein hinterher.
Legt es nur ein kleines Stück
weg von ihr hin: „bitte sehr!“

Fragend sieht den Fuchs sie an,
dieser stupst sie sanft und nickt.
Als der erste Blick getan
lachen beide ganz entzückt.

Eine winzig kleine Kiste
voller Schätze und Geschmeide.
Jene, die sie so vermisste!
Reich beschenkt fühl'n sich nun beide.

Nicht nur, weil der Schmerz vorbei
und zurück, was einst verlor'n.
Sondern weil soeben zwei
Freundschaft haben sich geschwor'n.



.prinzessinnengedicht/fuchsgedicht/tiergedicht/freundschaftsgedicht von: die amelie ´ 08
.bild: "Great chestnut of Mount Aetna", 1872-1873, Künstler unbekannt

Attila, der Hunnenkönig



ttila, der Hunnenkönig,
mochte Eis am liebsten cremig.

Uttila, der Hannenkönig,
aß selbst viel, die Hannen wenig.

Hunnila, der Attenkönig,
brüllte oft, war´ s Wetter föhnig.

Attinnen, der Hullaherrscher,
war bloßfäustiger Zermerscher.

Unnila, Hatten-Regent,
führte strengstes Regiment.

Hannilein, den Uttenfürst,
lockten Rentier-Räucherwürst.

Huttila, der Annenprinz,
sagte stets: „ i glaub, ihr spinnts!“

Huntila, dem Atnenkämpfer,
gab das immer einen Dämpfer.

Annilein, die einzge Frau,
ward Attinnens Braut. Schau schau!
Bracht´ ihm so das Huttenreich.
Ach, es läuft doch immer gleich!




.spaßgedicht/wortspielgedicht von: die amelie ´ 09
.initiale: John D. Batten, 1892

Am Rand der Welt



















Unter nächtlich grünem Himmel
reitet mutig und pfeilschnell
hoch zu Ross auf ihrem Schimmel
die Prinzessin Mirabell.

Edelsteinbesetzt die Krone,
dünn ihr Kleid und haucheszart.
Wunderhübsch, ganz zweifelsohne,
hier sich Mut mit Anmut paart.

Wild weh´n Haar und Pferdemähne,
stumm im Sturm auf weiter Flur,
Schaum bedeckt des Schimmels Zähne,
doch sie treibt ihn streng und stur.

Grün bestrahlt von Sterngefunkel
eilt sie hin zum Rand der Welt
- von dem Platz, so wird gemunkelt,
man als Held hinunterfällt.

All die düstren, alten Lieder
künden, dass dort herrscht Gefahr,
und es kehrte keiner wieder,
der zuvor am Ort schon war.

Mirabell kann das nicht schrecken!
Viel zu groß die Wissbegier,
fürchtet sie nicht weite Strecken,
weder Feind, noch Ungetier!

Nichts und niemand wird sie hindern
dort am Rand sich vorzubeugen,
ihrer Neugier Drang zu lindern,
um sich selbst zu überzeugen,

ob es wahr, was man erzählt:
dass hinter dem Horizont
nur die Sonne tiefer fällt
und mit Bruder Mond dort wohnt.



.prinzessinnengedicht/mutgedicht von: die amelie ´ 08
.bild: Riddaren rider, John Bauer 1914
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